Klimabewusst reisen
Die Seele baumeln lassen am Strand, die schönsten Gipfel erklimmen in den Bergen oder Städte und Kulturen kennenlernen – wie auch immer Ihr idealer Urlaub aussieht, auf dem Weg dahin müssen Sie keinen großen ökologischen Fußbadruck hinterlassen. Mit unseren Tipps verbringen Sie Ihre Ferien klimafreundlich.
Die besten Verkehrsmittel für einen kleinen CO₂-Fußabdruck
Wenn es um unsere Umwelt geht, ist der Weg das Ziel. Aber welche Art zu Reisen ist die umweltfreundlichste? Das lässt sich pauschal natürlich nicht beantworten. Je nach Start- und Zielpunkt stehen Ihnen unterschiedlichste Transportmittel zur Verfügung.
Um Flugzeug, Bus, Bahn und Co. vergleichen zu können, nutzt die Wissenschaft die Maßeinheit Gramm/Personen-km, oder g/Pkm. Sie zeigt, wie viel Gramm Treibhausgase für den Transport einer Person über eine Strecke von einem Kilometer ausgestoßen werden. Unter Treibhausgasen werden dabei Kohlenstoffdioxid, Methan und Stickstoffe sowie CO2-äquivalente Stoffe gezählt.
1. Über den Wolken
Das Flugzeug ist mit Abstand die klimaschädlichste Art zu Reisen. Warum ist das so? Neben dem durch die Kerosinverbrennung ausgestoßenen CO2 werden weitere Stoffe wie Stickoxide, Aerosole und Wasserdampf an die Atmosphäre abgegeben. Sie wirken in einer Höhe von etwa zehn Kilometern weit klimaschädlicher als am Boden. Das Umweltbundesamt (Öffnet externe Webseite in neuem Tab) beziffert die Klimawirkung als etwa dreimal so hoch wie die des ausgestoßenen CO2s.
Doch auch der reine CO2-Ausstoß ist im Vergleich schon beachtlich. Für einen Langstreckenflug nach Australien können Sie vier Jahre lang täglich mit dem Auto fahren.
Ein guter Grund, auf dieses Transportmittel zu verzichten, wo es geht.
Für manche Reisen lässt sich der Flug aber nicht vermieden. Was dann?
- Bevorzugen Sie Nonstop-Flüge.
- Nutzen Sie die Bahn oder andere klimafreundliche Transportmittel für die An- und Abreise zum/vom Flughafen.
- Planen Sie möglichst lange Aufenthalte am Zielort ein.
2. Auf den Gleisen
Besonders auf Kurzstrecken ist die Bahn ein echter Umweltchampion. Eine Reise von München nach Paris schlägt mit dem Flieger siebenmal* so hoch auf Ihrem CO2-Konto zu Buche wie mit dem Zug. Auf der Strecke nach Zürich liegen die Emissionen gleich 15-mal so hoch. Und auf vielen Wegen zu unseren europäischen Nachbarn ist der Zug nicht viel zeitaufwendiger als das Flugzeug, wenn man die An- und Abfahrt zum/vom Flughafen, die Check-in-Zeiten, das Warten auf das Gepäck einbezieht.
Die Vorteile einer Reise mit dem Zug:
- Im Zug können Sie sich bewegen. Gerade für Familien mit Kindern ist das sehr angenehm.
- Ausgewiesene Familienbereiche und Kinderabteile machen die Reise für die jüngsten Gäste zum Abenteuer.
- Während der Fahrt können Sie sich mit angenehmen Dingen beschäftigen, zum Beispiel lesen.
- Flextickets ermöglichen Ihnen spontane Stopps.
- Für zusätzliches Gepäck zahlen Sie nicht extra.
- Für die meisten Reisen innerhalb Europas ist der Zug die günstigere Alternative (bezieht man Transferkosten zum und vom Flughafen, Gepäckkosten und mögliche Sonderangebote ein).
* Quelle: www.ecopassenger.org (Öffnet externe Webseite in neuem Tab)
3. Im Schlaf ans Ziel: Nachtzüge
Im Schlaf in den Urlaub, das geht nicht nur im Traum. Seit einigen Jahren gibt es wieder Nachtzugangebote, die uns innerhalb Europas neue Reisemöglichkeiten eröffnen. Von München aus geht es beispielsweise direkt nach Rom, Budapest, Zagreb, Paris, Amsterdam und weitere Zielorte. (Öffnet externe Webseite in neuem Tab)
Unsere Tipps für die Nachtzugreise:
- Buchen Sie rechtzeitig, um sich die besten Preise zu sichern. Die Preise der ÖBB beispielsweise richten sich nach einem dynamischen System. Das heißt, sie steigen, je näher der Abfahrtzeitpunkt heranrückt und je weniger Plätze verfügbar sind.
- Packen Sie eine Powerbank ein. Dann ist am nächsten Morgen nicht nur ihr Energiespeicher, sondern auch der Akku Ihres Telefons bereit für den Urlaubstag.
- Ein dünner Schlafsack für Fahrten im Liegewagen kann Gold wert sein. Die Nachtzüge sind zwar mit Decken und Kissen ausgestattet, im Liegewagen erhält man allerdings nur eine dünne Fleecedecke. Mit einem dünnen Schlafsack liegen Sie angenehm warm und haben gleichzeitig eine mobile Umkleidekabine im Gepäck.
Was macht Nachtzugreisen zu etwas Besonderem?
- spannende Gespräche mit den Mitreisenden
- das Aufwachen in einer neuen Stadt, einem neuen Land
- den Sonnenaufgang aus dem Zug heraus zu beobachten
- die wertvollen Urlaubstage voll und ganz genießen können
4. Mit dem Bus
Reise- und Fernbusse gehören nach dem Fahrrad und Wanderungen zu den Spitzenreitern der Klimatransportmittel. Vor allem, wenn sie auch bei der Klimaanlage auf ein umweltfreundliches System setzen und gut ausgelastet sind.
Vorteile einer Reise mit dem Bus:
- Die Fahrten sind oft sehr günstig.
- Sie erreichen Orte, die nicht an das Schienennetz angebunden sind.
- Sie lernen die Landschaft kennen.
- Sie können während der Fahrt lesen, Musik hören, Filme schauen, Handarbeiten, das Reisetagebuch befüllen oder etwas anderes tun, das Ihnen Spaß macht.
- Oft wissen Busfahrer*innen sehr viel über die Tour und die Zielorte zu erzählen.
5. Auf zwei Rädern
Klimafreundlicher als das Fahrrad sind im Prinzip nur die eigenen zwei Füße. Ob Sie selbst mit voller Kraft in die Pedale treten oder sich beim Radeln unterstützen lassen, beim Radurlaub erleben Sie jeden Kilometer Ihrer Reise. Ein Urlaub mit dem Drahtesel hat aber noch viele weitere Vorteile.
- Sie sind flexibel und können jederzeit anhalten, um einen Ort oder eine Gegend zu erkunden.
- Sie tun etwas für Ihren Körper und die Umwelt.
- Sie erfahren die Strecke buchstäblich und können Natur, Städte und Kultur auf sich wirken lassen.
- Sie reduzieren Ihr Gepäck auf ein Minimum und genießen eine losgelöste Zeit unterwegs.
Mit Plattformen wie komoot (Öffnet externe Webseite in neuem Tab) können Sie sich für Radreisen und Tagesausflüge von anderen inspirieren lassen. Tipps für die Reiseplanung gibt es beim ADFC (Öffnet externe Webseite in neuem Tab). Und für Reisebegleitungen gibt es die Mitradelzentrale (Öffnet externe Webseite in neuem Tab). Ein Tipp: Die besten Tourentipps direkt in ihrer Umgebung hat sicherlich Ihr Fahrradfachhändler parat.
Individuelle Berechnung: Bus und Bahn im Vergleich zum Auto
Wie viel CO2 können Sie auf dem Weg in den Urlaub einsparen, wenn Sie statt mit dem Auto mit Bahn oder Bus reisen? Mit unserem Mini-Check erfahren Sie es.
Nachhaltig im Urlaubsort
Am Urlaubsort angekommen, ist Erholung vom Alltag angesagt. Die perfekte Gelegenheit, sich auch von ein paar Alltagsgewohnheiten zu erholen und Neues auszuprobieren.
1. Lokale Angebote, Unternehmen und Projekte unterstützen
Nachhaltiger Konsum ist eine wesentliche Säule eines nachhaltigen Lebens. In den Ferien wollen wir uns natürlich auch mal etwas gönnen. Schärfen Sie jetzt den Blick für die Region, in der Sie Urlaub machen.
Welche Unternehmen bieten besondere lokale Spezialitäten, Souvenirs oder Produkte an? Sind diese auch lokal produziert und benötigen keine langen Transportwege, tun Sie gleichzeitig etwas für die Wirtschaft und Menschen vor Ort sowie für die Umwelt.
Schauen Sie sich nach lokalen Projekten um, die Sie im Urlaub unterstützen können. Statt der Strand- oder Poolanimation für die Jüngsten gibt es vielleicht spannende Aktivitäten des Naturschutzvereins, Naturkundemuseums oder anderer ansässiger Anbieter.
Wenn Sie im Urlaub auch aktiv sein wollen, schauen Sie sich mal bei lokalen Umweltprojekten um. Ein Tag bei der Waldpflege, ein Naturschutzprojekt und öffentliche Pflanzaktionen freuen sich über Unterstützung. Warum nicht einen Tag Ihres Urlaubs für etwas investieren, für das sonst nur selten genügend Zeit ist?
2. Nachhaltig im Hotelzimmer
Einige Hotels und Unterkünfte haben bereits erkannt, dass guter Service nicht gleichbedeutend mit Ressourcenverschwendung sein muss. Daran erkennen Sie klimafreundliche Unterkünfte:
- Sie legen selbst fest, wie oft Ihre Handtücher gewechselt werden sollen. Orientieren Sie sich dabei daran, wie oft Sie zu Hause die Handtücher waschen.
- Beim Buffet achtet die Unterkunft darauf, nicht Unmengen einzeln abgepackter Lebensmittel anzubieten, die viel Plastikmüll verursachen.
- Das Hotel setzt auf regionale Partnerschaften für den Lebensmitteleinkauf.
3. Sauber und umweltfreundlich unterwegs
An Stränden, auf Wanderwegen und an Sehenswürdigkeiten hinterlassen wir Menschen gern unsere Spuren. Je weniger Verpackungen Sie nutzen, umso weniger Müll müssen Sie unterwegs entsorgen. Mit passenden Brotdosen, Besteck und Getränkebehältern sind sie unterwegs gut gerüstet. Bei vielen Verkaufsstellen erhalten Sie sogar einen Rabatt, wenn Sie ihren eigenen Kaffeebecher dabeihaben. Auch das Brötchen oder Sandwich muss nicht erst in Papier gewickelt und in einer Tüte verstaut werden, wenn Sie ihre Dose griffbereit haben.
4. Ernährung umstellen
Unsere freien Tage bieten entspannte Gelegenheiten, endlich die nachhaltigen Rezepte auszuprobieren, die Sie sich schon so lange abgespeichert haben. Oder neue Obst- und Gemüsesorten zu entdecken. Machen Sie Ihren Urlaub zu einem kulinarischen Erlebnis.
Wie wäre es mit einem nachhaltigen Kochkurs in den Ferien? Auf diese Weise lernen Sie neue Menschen und neue Rezepte kennen.
Oder suchen Sie sich zum Urlaubsstart neue Rezepte heraus, die Sie ausprobieren wollen und für bisher im Alltagsstress die Zeit fehlten. Die Urlaubstage bieten Ihnen die Ruhe, mit etwas Abwechslung auf dem Teller Ihre Ernährung zu ändern.
5. Mobilität
Im Urlaub auf das Auto zu verzichten, ist für viele inzwischen selbstverständlich. Für weiter abgelegene Sehenswürdigkeiten und Ausflugsziele gibt es so gut wie immer Busangebote vor Ort – gute Tipps der Buspiloten inklusive.
Leihfahrräder sind ebenfalls tolle Möglichkeiten, vor Ort mobil zu sein und die Badetücher, Einkäufe oder andere zu transportierende Dinge nicht tragen zu müssen.
Haben Sie schon einmal einen Roller ausprobiert? Leih-Roller – mit oder ohne E – können den Städtetrip bereichern. Viele Fahrrad- und Rollerhändler bieten die coolen Zweiradvarianten zum Leihen an. Es gibt Varianten mit Gepäckträger, Sitz oder besonders großen Rädern für eine gemütlichere Tour.
Tauschen Sie die Pedale gegen ein Paddel. Auf einer Kanu- oder Stand-up-Paddeltour entdecken Sie Ihren Urlaubsort aus einer neuen Perspektive.
Und was ist mit der Tour zu Fuß? Wenn Wandern bisher nichts für Sie war oder es schwer ist, Ihre Kinder von einer längeren Tour zu begeistern, fehlt vielleicht nur der richtige Dreh. Mit Unterwegsspielen wie Geocaching oder Augmented Reality-Games für das Smartphone sehen Sie und Ihre Familie den Wanderweg mit neuen Augen.
Probieren Sie ein Unterwegsprojekt wie ein gemeinsames gefülltes Natur-Fotoalbum, Travel-Journaling, Urban Sketching oder ein selbst erstelltes Ausflugsbingo aus. Damit erhalten Sie ganz nebenbei auch ganz besondere Urlaubserinnerungen.