Elektroendgeräte im Mülleimer

Elektroschrott: Gold in der Hosentasche

Warum es sich lohnt über den eigenen Konsum Gedanken zu machen, erfahren Sie hier.

Von seltenen Erden und wertvollen Rohstoffen

Metalle im Smartphone

Die Herstellung moderner Elektronik erfordert eine Vielzahl an Materialien – allein in einem Smartphone stecken rund 60 verschiedene Stoffe. Dazu zählen Gold, Kobalt, Lithium und Seltene Erden wie Neodym oder Tantal. Diese Rohstoffe werden größtenteils unter schwierigen Bedingungen gewonnen: in Minen Südamerikas, Afrikas und Asiens, oft mit gravierenden Folgen für Mensch und Umwelt.


Die ökologischen Auswirkungen sind dramatisch: Für eine Tonne Kobalt müssen bis zu 200 Tonnen Gestein bewegt werden. Der Lithium-Abbau im chilenischen Atacama-Salar verbraucht etwa zwei Millionen Liter Wasser pro Tonne – in einer Region, in der Wasser ohnehin knapp ist.

 

Hinzu kommt: Viele dieser Materialien stammen aus politisch instabilen Regionen oder Staaten mit fragwürdigen Umwelt- und Sozialstandards. Die Abhängigkeit von wenigen Förderländern – etwa bei Kobalt aus der Demokratischen Republik Kongo oder Seltenen Erden aus China – macht ihre Verfügbarkeit nicht nur ökologisch, sondern auch geopolitisch unsicher und zunehmend kritisch. Lieferengpässe, Preisexplosionen und Exportbeschränkungen sind reale Risiken (Quelle: Tagesschau). All das, damit wir immer neuere, schnellere, „bessere“ Geräte nutzen können.

Klimakosten vor dem Einschalten

Einfahrt Mine

Bevor ein Elektrogerät seinen ersten Einsatz erlebt, hat es bereits einen erheblichen CO₂-Fußabdruck verursacht. Die Herstellung von Smartphones, Laptops oder Fernsehern verursacht den größten Teil ihrer gesamten Treibhausgasemissionen – durch energieintensive Rohstoffgewinnung, Produktion und weltweite Lieferketten. Laut dem Öko-Institut entstehen bei der Produktion eines großen Flachbildfernsehers rund 1.000 Kilogramm CO₂, bei einem Laptop etwa 250 Kilogramm CO₂ (Quelle Öko-Institut).
Wer die Umwelt schonen will, muss daher nicht nur auf Langlebigkeit und Reparierbarkeit achten – noch wirksamer ist es, unnötige Anschaffungen ganz zu vermeiden und den eigenen Geräte-Konsum kritisch zu hinterfragen. Denn die größten Klimakosten entstehen, noch bevor überhaupt Strom fließt.

Kurze Lebensdauer - große Auswirkungen

Videoausschnitt BR

Ein weiteres Problem: Viele Geräte werden ersetzt, obwohl sie technisch noch einwandfrei funktionieren. In Deutschland liegt die durchschnittliche Nutzungsdauer eines Smartphones bei nur etwa zweieinhalb Jahren, bei Laptops zwischen drei und fünf Jahren – deutlich unter ihrer tatsächlichen Lebensdauer. Häufig liegt das nicht an Defekten, sondern an mangelhafter Reparierbarkeit z.B. durch fest verbauten Akkus, fehlenden Ersatzteilen oder veralteter Software.
Das Stichwort hier ist geplante Obsoleszenz. Darunter versteht man Strategien, mit denen Hersteller die Lebensdauer von Produkten bewusst verkürzen – etwa durch schwer austauschbare Komponenten, Design, das Reparaturen erschwert, oder künstliche Softwaregrenzen. Ziel ist es, Neuanschaffungen anzuregen. Für Unternehmen bedeutet das Gewinn, für Verbraucher:innen und Umwelt jedoch unnötige Belastungen.

Eine Studie im Auftrag des Umweltbundesamts zeigt, dass immer mehr Geräte bereits nach wenigen Jahren kaputtgehen oder durch Software- und Systemupdates obsolet werden – teils sogar absichtlich. Besonders problematisch ist die Software-Obsoleszenz: Geräte, die technisch einwandfrei sind, können nicht mehr verwendet werden, weil sie keine Sicherheitsupdates oder App-Kompatibilität mehr erhalten. Der Runde Tisch Reparatur fordert daher ein Recht auf Updates und längere Softwarepflegezeiten (Quelle: Diskussionspapier Software-Obsoleszenz).

Das Umweltbundesamt hat inzwischen 13 konkrete Schritte vorgeschlagen, um Software-Obsoleszenz zu verhindern – darunter längere Update-Zeiträume, Reparaturförderung und gesetzliche Transparenzpflichten

Länger nutzen Klima schützen
KI-generierte Grafik

Ein wachsender Müllberg: Elektroschrott

Was passiert mit unseren alten Geräten? Laut dem Global E-Waste Monitor fielen 2019 weltweit über 50 Millionen Tonnen Elektroschrott an – das entspricht etwa dem Gewicht von 5.000 Eiffeltürmen. Deutsche kaufen pro Jahr im Durchschnitt 39 kg Elektrogeräte (Quelle: Umweltbundesamt). Aber bis zu 4 kg Elektroaltgeräte landen jährlich auf Münchner Wertstoffhöfen und können verwertet werden. Wo landen die restlichen 35 kg? Viele Geräte landen illegal im Hausmüll oder verschwinden in Schubladen.

Dabei enthalten Elektrogeräte wertvolle Rohstoffe, die zurückgewonnen werden könnten – aber auch giftige Stoffe wie Blei, Quecksilber oder bromierte Flammschutzmittel. Eine unsachgemäße Entsorgung belastet nicht nur die Umwelt, sondern gefährdet auch die Gesundheit von Menschen.

Was jede:r tun kann – für eine umweltfreundliche Techniknutzung

Auch auf politischer Ebene kommt Bewegung in die Sache: Die EU macht mit neuen Vorgaben wie dem Recht auf Reparatur oder Ökodesign-Verordnung und strengeren Regeln für digitale Geräte ernst. Hersteller sollen künftig Produkte anbieten, die länger halten, leichter zu reparieren und ressourcenschonender sind – ein wichtiger Schritt in Richtung nachhaltiger Technik.

Doch der Wandel gelingt nur gemeinsam. Denn auch wir als Verbraucher:innen haben Einfluss – durch unsere täglichen Entscheidungen. Wer bewusst kauft, länger nutzt oder repariert statt ersetzt, sendet ein starkes Signal: Nachhaltigkeit soll zum Standard werden.

Jede Entscheidung zählt. Und je mehr mitmachen, desto größer die Wirkung – für weniger Elektroschrott, mehr Ressourcenschutz und eine zukunftsfähige Techniknutzung.