10 Schritte zur Sanierung: Praxisleitfaden
Die beste Heizanlage nützt nichts, wenn Sie im Winter buchstäblich zum Fenster hinausheizen, die Wärme im Sommer aber unerbittlich nach innen dringt. Die meiste Energie können wir in unseren vier Wänden sparen, indem wir eben diese Wände und den Rest des Hauses optimal ausrüsten. Doch Sanierungen und Modernisierungen kosten Zeit, Geld und Nerven. Unser Praxisleitfaden hilft Ihnen, den roten Faden nicht zu verlieren.
1. Bedarf erkennen
Renovieren, sanieren oder modernisieren – Wovon sprechen wir? Bevor Sie einen Plan erstellen können, was Sie tun wollen, müssen Sie wissen, welches Ziel die Maßnahmen erreichen sollen. Wie viel Energie verbrauchen Sie derzeit? Vergleichen Sie den Wert mit Bekannten und Freund*innen mit ähnlicher Wohnsituation. So erkennen Sie schnell, ob sie Sparpotenzial hätten.
Gehen Sie Ihr Haus kritisch ab: Welche Optimierungen stehen schon länger auf der To-Do-Liste? Welche Wünsche könnten umgesetzt werden?
Wenn Sie lediglich ein paar Schönheitsmängel finden, können diese durch eine Renovierung behoben werden. Das bedeutet, dass eigentlich alles gut funktioniert und noch instand ist, aber hier und da dem Objekt ein frischer Anstrich guttun würde.
Sollen Schäden repariert und nicht mehr einwandfrei funktionierende Geräte und Elemente ersetzt werden, sprechen wir von einer Sanierung. Sanierungen sollen den ursprünglichen Zustand wiederherstellen. Die Verbindung mit einer Renovierung lohnt sich häufig und spart Ihnen auf lange Sicht Zeit und Geld.
Sind Ihre Energiekosten auffällig höher als sie sein müssten, entspricht Ihre Technik nicht mehr modernen Standards, dann sollten Sie über eine Modernisierung nachdenken. Darunter fällt zum Beispiel auch der Austausch noch funktionierender zweifachverglaster Fenster gegen dreifachverglaste Wärmeschutzfenster und der Wechsel von Ihrer aktuellen Heizanlage auf eine leistungsfähigere energiesparende Anlage. Wollen Sie Ihr Haus gleichzeitig barrierefrei bewohnbar machen? Oder den Einbruchsschutz erhöhen? Eine Modernisierung steigert den Wert des Hauses im Vergleich zum Ausgangszustand.
2. Informieren
Sie haben eine grobe Vorstellung davon, was gemacht werden soll? Dann geht es daran, Informationen zu sammeln. Nur wer alle Fakten kennt, kann informierte Entscheidungen treffen. Wichtige Fragen in diesem Schritt sind:
- Wie stark können Sie Ihre Wohnsituation durch welche Maßnahme wirklich verbessern?
- Wie aufwendig sind die einzelnen Punkte auf Ihrer Wunschliste?
- Welche lassen sich gegebenenfalls kombinieren?
Erste Anhaltspunkte finden Sie mit unseren Online-Checks und bei unabhängigen Quellen wie der Verbraucherzentrale.
In der Landeshauptstadt ist das Bauzentrum München Ihr Ansprechpartner für alle Themen rund um nachhaltiges Wohnen, Sanieren und Bauen. Besuchen Sie die Veranstaltungen, nutzen Sie das Informationsmaterial und die Beratungsangebote des Informations- und Beratungszentrums zu Ihren Themen. Auf diesem Weg erhalten Sie auch einen ersten Überblick, welche Fördermöglichkeiten für Ihre Pläne infrage kommen.
3. Beraten lassen
Mit den ersten konkreten Ideen in der Hand wird es Zeit für eine konkrete Planung. Eine professionelle Beratung ist dabei unerlässlich.
Im Bauzentrum München erhalten Bürger*innen eine Reihe an Beratungsangeboten von ehrenamtlich tätigen Fachleuten zu allen Themen rund um nachhaltiges Wohnen, Sanieren und Bauen.
Im Rahmen einer kostenfreien Erstberatung können Sie so unter anderem besprechen,
- welche Maßnahmen anhand des Gebäude-Energie-Gesetzes für Sie verpflichtend oder ratsam sind.
- wie ein für Sie passendes Energiesparkonzept für Gebäudehülle und Anlagetechnik aussehen kann.
- wie sich Sanierungsmaßnahmen optimal kombinieren lassen.
- welche Maßnahmen wirtschaftlich sinnvoll sind.
- u. v. m.
Geht es an die konkrete Planung, benötigen Sie eine zertifizierte Energieberatung oder Energieeffizienzberatung. Die oder der Energieberater*in bewertet den Zustand Ihrer Immobilie, erstellt eine energetische Bilanz und entwickelt mit Ihnen den Sanierungsfahrplan. Dieser ist Voraussetzung für beispielsweise eine Unterstützung im Rahmen des Münchner Förderprogramms klimaneutrale Gebäude (FKG) und einer Förderung der KfW-Bank. Die Energieberatung hilft Ihnen, Fehler zu vermeiden und eine möglichst reibungslos ablaufende Sanierung oder Modernisierung vorzubereiten. Für eine Unterstützung im Rahmen der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) ist die Begleitung durch eine Energieeffizienzberatung notwendig, wenn Einzelmaßnahmen an der Gebäudehülle, der Anlagetechnik (außer Heizungstechnik) oder die Fachplanung und Baubegleitung selbst gefördert werden sollen.
Die Energieberater*innen der Stadtwerke München helfen Ihnen zu analysieren, an welchen Stellen Sie gezielt Energie einsparen können und was Sie bei der Energetischen Gebäudesanierung beachten müssen.
Weitere Angebote
Energieeffizienexpert*innen finden
Kontakt zu zertifizierten Energieeffizienzexpert*innen im Raum München erhalten Sie darüber hinaus auch über die Deutsche Energie-Agentur (dena).
Energieberatung fördern lassen
Hier gelangen Sie zur Bundesförderung für Energieberatung Wohngebäude (BEG).
4. Sanierungsfahrplan erstellen
Der Sanierungsfahrplan ist Ihr roter Faden durch den Sanierungs- und Modernisierungsprozess. Ihren individuellen Sanierungsfahrplan (oft auch iSFP abgekürzt) erstellen Sie mit Ihrer oder Ihrem Energieberater*in. Dieser Plan stellt den optimalen Weg dar, den Sie gehen sollten, um Ihr Gebäude zu sanieren oder modernisieren. Sie sehen darin, wie Sie die größtmöglichen Einsparungen erreichen. Er enthält:
- den Istzustand Ihres Hauses zum Zeitpunkt der Energieberatung.
- einen Überblick der notwendigen und empfohlenen Maßnahmen.
- einen Ausblick, mit welchen Einsparungen Sie bei welcher Maßnahme rechnen können.
- eine Schätzung der Investitionskosten.
- Empfehlungen zu aktuell möglichen Förderungen.
- die optimale Kombination der empfohlenen Maßnahmen.
- zusätzliche Vorteile der Sanierungsmaßnahmen.
Der Plan bildet die Grundlage, wenn Sie Bundesmittel für Ihr Projekt beantragen wollen. Doch auch wenn sie lediglich Einzelmaßnahmen ins Auge fassen, ist ein Sanierungsfahrplan sinnvoll, denn die energetische Sanierungsberatung ist die Voraussetzung für eine Förderung von Einzelmaßnahmen im Rahmen der Förderung Klimaneutraler Gebäude (FKG).
5. Finanzierung
Mit dem individuellen Sanierungsfahrplan in der Hand, fehlt nur noch das liebe Geld für den Start. Diese Fragen sollten Sie in diesem Schritt beantworten:
- Welches Budget steht Ihnen zur Verfügung?
- Welche Unterstützung kann Ihre Bank bieten?
- Welche Fördermöglichkeiten durch die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG), KfW-Bank oder FKG kommen infrage?
- In welchem Zeitrahmen sollen sich die Maßnahmen amortisieren?
Das Münchner Förderprogramm Klimaneutrale Gebäude (FKG) unterstützt energieeinsparende Maßnahmen im Stadtgebiet München für Neubau und Bestandsgebäude. Darüber hinaus stehen für Begrünungsmaßnahmen Mittel aus dem Förderprogramm Begrünung zur Verfügung, insofern es sich um ein Gebäude mit mehr als drei Wohneinheiten handelt.
Über eine BEG-Förderung ist eine Unterstützung bei Sanierungen möglich, wenn diese dazu beitragen, dauerhaft Energiekosten einzusparen. Dazu zählen Maßnahmen an der Gebäudehülle, der Anlagetechnik, der Wärmeerzeugung und die Heizungsoptimierung sowie die Fachplanung und Baubegleitung.
Ganz wichtig: Anträge auf Förderungen müssen vor der Auftragsvergabe gestellt werden. Sie dürfen zum Zeitpunkt der Antragsstellung lediglich Angebote eingeholt haben. Bei Anträgen im Rahmen des FKG können Sie auf dem Förderportal einsehen, welchen Status Ihr Projektantrag hat. Sind die Mittel bewilligt, können Sie mit der Auftragsvergabe starten. Ihr*e Energieberater*in unterstützt Sie bei der Antragsstellung.
Förderung beantragen: Informieren Sie sich auf unserem Förderportal.
Welche Förderung eignet sich für Ihren Sanierungsplan. Machen Sie den FördermittelCheck.
6. Umsetzung
Wenn der Sanierungsfahrplan steht, die Finanzierung vorbereitet und die Förderanträge gestellt sind, kann es endlich losgehen. Haben Sie an dieser Stelle noch keine Kostenvoranschläge geeigneter Fachbetriebe eingeholt, ist jetzt der Zeitpunkt, das zu tun. Auch hier ist das Bauzentrum München ein guter Ansprechpartner.
Bevor Sie einen Auftrag vergeben, hören Sie sich nach Erfahrungen mit dem Handwerksbetrieb um. Vergleichen Sie Angebote. Ihr*e Energieberater*in kann hier weiterhelfen.
Mit den Unternehmen, denen Sie den Zuschlag geben, besprechen Sie den zeitlichen Ablauf der Umsetzung. Ein wenig Puffer einzuplanen ist in jedem Fall ratsam.
7. Baubegleitung
Eine Sanierung oder Modernisierung ist wie ein Uhrwerk, bei dem jeder Schritt gut aufeinander abgestimmt sein muss. Damit auf Ihrer Baustelle alles nach Plan läuft, kleinen Abweichungen sofort entgegengesteuert werden kann und Sie immer im Bilde sind, was passiert, brauchen Sie eine gute Baubegleitung.
Die Baubegleitung wird von einer oder einem Bausachverständigen übernommen. Diese oder dieser kontrolliert die Umsetzung aller Arbeiten, behält die Fristen im Blick und ist für Sie vor Ort. Das bedeutet nicht, dass Sie als Bauherr*in nicht auch regelmäßig auf Ihrer Baustelle vorbeischauen sollten. Dafür bietet es sich an, direkt mit Ihrer Baubegleitung vor Ort zu sein. So können Sie sich die Abläufe gegebenenfalls fachlich erklären lassen.
Auch die Schlussabnahme führen Sie mit Ihrer Baubegleitung durch. Die fachliche Baubegleitung ist ebenfalls förderfähig.
Fachplanung und Baubegleitung: Unterstützung im Rahmen des Förderprogramms klimaneutrale Gebäude möglich.
8. Fertigstellung
Sind die Handwerksbetriebe mit ihren Arbeiten fertig, können Sie den Bau abnehmen. Die Abnahme ist die finale Prüfung der Arbeiten. Ihre Baubegleitung bereitet die Abnahme mit Ihnen vor und steht an Ihrer Seite, um Mängel in das Abnahmeprotokoll einzutragen, Nacharbeiten zu beauftragen oder, wenn keine Mängel gefunden werden, den Bau mit Ihnen abzunehmen.
Seien Sie hier nicht zu nachgiebig. Jeder sichtbare Mangel, der an diesem Punkt Ihres Baus nicht beanstandet wird, kann hinterher nicht über die Gewährleistung beseitigt werden.
Wurden neue Geräte installiert, ist es wichtig, dass Sie sich von den Fachbetrieben in die Nutzung einweisen lassen.
9. Einreichen der Unterlagen
Sind alle Maßnahmen fristgerecht abgeschlossen, bereiten Sie die technischen Projektnachweise und Umsetzungsnachweise sowie nötige Bestätigungen für die jeweiligen Fördermittelgebenden vor. Ihre Baubegleitung und Ihr*e Energieeffizienzberater*in unterstützen Sie dabei, die Unterlagen optimal aufzubereiten.
Für die FKG-Förderung geschieht das unkompliziert über das Münchner Förderportal. Bei Fördermitteln der Bundesförderung für effiziente Gebäude werden die Unterlagen über das BAFA-Portal eingereicht. Halten Sie sich für eventuelle Nachfragen bereit.
Ist die Prüfung Ihrer Unterlagen abgeschlossen und der Förderbescheid positiv, wird die Auszahlung der Fördermittel in die Wege geleitet.
10. Erfolgskontrolle
Haben die Maßnahmen das gesetzte Ziel erreicht? Um das zu bewerten, müssen Sie Ihren Energieverbrauch kritisch prüfen. Wie verändern sich die Werte im Vergleich zum Vorsanierungszustand? Werden sich die Investitionen im gewünschten Zeitraum amortisieren? Muss an einigen Stellen nachgebessert werden? Um diese Fragen zu beantworten, ist es wichtig, den Energieverbrauch zu beobachten.
Mit diesen konkreten Beobachtungen fällt es Ihnen und dem beauftragten Handwerksbetrieb leichter, kleinere Optimierungen wie das Einstellen der Heizanlage schnell umzusetzen.
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