Junge Frau erntet diverse Gemüsesorten

Für den Planeten und uns: Planetary Health Diet

Unser Planet ernährt uns. Doch er nimmt immer mehr Schaden. Mit dem Ansatz der Planetary Health Diet haben Wissenschaftler*innen aufgezeigt, mit welcher Ernährungsweise es gelingen könnte, den Raubbau an Mutter Erde zu stoppen. Damit sie uns noch lange weiter ernähren kann.

Wie verändert unsere Ernährung unseren Planeten?

Verschiedene frische Lebensmittel
© AlexRaths / iStock

Die EAT-Lancet-Kommission mit 37 Wissenschaftler*innen aus 16 Ländern haben ein Ernährungssystem entwickelt, das unseren Planeten schützen und uns Menschen gesund halten soll: die Planetary Health Diet. Das Konzept zeigt, dass es möglich ist, unsere Ernährung so umzustellen, dass wir 2050 die dann etwa 10 Milliarden auf der Erde lebenden Menschen gesund ernähren können, ohne unseren Planeten zu zerstören.

Durch die Art, wie wir uns ernähren und unsere Lebensmittelwahl haben wir – jede*r einzelne von uns – Einfluss darauf, wie es der Erde geht. Studien wie die Untersuchung des Sustainable Food Trust haben die wahren Kosten unserer Ernährung ermittelt. Hier in Deutschland gilt Prof. Dr. Tobias Gaugler als einer der führenden Experten zum Thema „True Cost Accounting“. Er lehrt an der Technischen Hochschule Nürnberg. Denn den Preis, den wir an der Ladentheke zahlen, rechnet die Folgekosten für Umweltschäden und ernährungsbedingte Krankheiten bisher nicht ein.

Bio-Lebensmittel gehen in eine richtige Richtung: Der ökologische Anbau schont die Ressourcen, die Böden bleiben durch schlaue Fruchtfolgen hummushaltig und gesund. Die produzierten Lebensmittel sind unbelastet von Pestiziden und somit gut für die Gesundheit. Somit hat der ökologische Landbau geringere bis keine Folgekosten. Im ehrlichen Vergleich mit konventionellen Lebensmitteln wären Bio-Produkte günstiger.

Die Folgen für unsere Umwelt

Ernähren wir uns vorrangig von Fleisch und tierischen Produkten, steigt die Konzentration an klimaschädlichen Treibhausgasen. CO2 ist das Bedeutendste dieser Gase, aber auch die Emission von Methan führt zur Erwärmung unseres Klimas. Insgesamt spricht man von CO2-Äquivalenten, die dazu führen, dass sich unser Klima erwärmt.

Die Gründe dafür sind vielschichtig: Die Tierhaltung fordert einen hohen Energieaufwand für die Futterproduktion und die Unterbringung der Tiere. Die Verarbeitung der Fleischprodukte, die Lagerung, der Transport in unsere Supermärkte braucht ebenfalls Energie. Nicht zuletzt die Verpackung – meist aus Plastik – hat negative Folgen für die Umwelt.

Die Folgen für unseren Körper

Die EAT-Lancet-Kommission macht für unsere Region deutlich: Wir sollten unseren Zuckerkonsum halbieren, dafür mehr Obst, Gemüse, Nüsse und Hülsenfrüchte essen. Jeder dritte Mensch ist übergewichtig. Zu viel Zucker, zu viele Kohlehydrate, zu viele tierische Produkte, insgesamt eine unausgewogene Ernährung befördert ernährungsbedingte Krankheiten wie Diabetes, Krebs, Bluthochdruck, Herzinfarkte und viele mehr!

Die Konsequenzen eines „Weiter so“:

  •  gesundheitliche Folgen
  •  Versorgungsschwierigkeiten weltweit
  •  Klimawandel
  •  Verringerung der Biodiversität
  •  schrittweise Zerstörung unserer Natur

Dr. Marco Springmann von der EAT-Lancet-Kommission erklärt beim digitalen BZfE-Forum 2020, was das konkret bedeutet.

So sieht die Planetary Health Diet aus

Holzbrett in der Mitte und darum verschiedene Gemüsesorten
© AlexRaths / iStock

Wie müssten wir uns ernähren, damit unsere Welt und wir gesund bleiben? Mit der Frage hat sich die EAT-Lancet-Kommission beschäftigt und die Planetary Health Diet entwickelt. Die wichtigsten Eckpunkte für unsere Region sind:

  • Fleisch- und Zuckerkonsum halbieren
  • Konsum von Obst, Gemüse, Hülsenfrüchten und Nüssen verdoppeln
  • Abfälle reduzieren
  • Lebensmittelproduktion umstellen

Wie kann das konkret aussehen?

Der Vorschlag der Kommission bestätigt in großen Teilen, was auch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung beschreibt. Für eine durchschnittliche Person mit einem Kalorienbedarf von circa 2500 pro Tag empfiehlt die Kommission:

täglich:

  • 200 g Obst und 300 g Gemüse
  • circa 230 g Vollkorngetreide als Brot oder Müsli
  •  circa 250 g Milchprodukte

wöchentlich:

  •  circa 500 g Hülsenfrüchte
  •  circa 100 g Fleisch (Rind, Lamm, Schwein)
  •  circa 200 g Geflügel
  •  circa 200 g Fisch
  •  circa 350 g Nüsse
  • circa 280 g gesättigte Fettsäuren aus Oliven-, Raps-, Sonnenblumen-, Soja-, Erdnuss- oder Traubenkernöl
  • circa 70 g gesättigte Fettsäuren aus Palmöl, Schmalz oder Talg
  • circa 200 g Zucker
  •  ca. 90 bis 175 g Ei, also zwei bis drei Eier

Strategien für eine globale Ernährungswende

Vier unterschiedlich aussehende Gärtner*innen halten Gemüsekisten in den Händen
© DisobeyArt / iStock

Wie können wir gemeinsam diese Strategie sinnvoll umsetzten? Auch dafür hat die Kommission Vorschläge entwickelt.

1. Gesündere Ernährung fördern

  • Verfügbarkeit, Finanzierbarkeit und Zugang zu gesunden Nahrungsmitteln schaffen
  •  Vorgaben für Lebensmittelsicherheit erhöhen
  •  Einkauf aus nachhaltigen Quellen fördern
  •  Werbeversprechen kontrollieren
  •  wahre Kosten der Lebensmittel ansetzen

2. Qualität und Vielfalt steigern

  • Fokus der Landwirtschaft auf Vielfalt lenken
  • Anreize schaffen
  • Vielfältige Produktionssysteme unterstützen
  • Forschungsvorhaben unterstützen

3. Landwirtschaft nachhaltig aufstellen

  • in ökologische Landwirtschaft investieren
  • Bodenqualität erhöhen

4. Nutzung von Land und Meer strenger kontrollieren

  • natürliche Ökosysteme erhalten und schützen
  • Rodungen verbieten
  • degradiertes Land fruchtbar machen
  • Aquakulturen wiederbeleben

5. Abfallproduktion halbieren

  • Investition in Ausbildung und Technologien in Ländern mit niedrigem oder mittlerem Einkommen
  • Aufklärung zu Lebensmittelverschwendung in Ländern mit hohem Einkommen