Blumenwiese direkt neben einem Getreidefeld

Artenvielfalt: München blüht auf

Warum lohnt es sich, die Vielfalt der Tier- und Pflanzenarten zu erhalten? Hier erfahren Sie es und erhalten hilfreiche Tipps, wie sie selbst zur Artenvielfalt in unserer Region beitragen können. Darüber hinaus laden wir Sie auf einen spannenden Entdeckerpfad entlang urbaner Landwirtschaftsflächen ein: die Spazierroute Flower Bauer München. So beeindruckend ist die Artenvielfalt in und um München!

Landwirtschaft und Artenvielfalt, das sind keine Gegensätze

Flower bauer München Plakat

Landwirtschaft und Artenvielfalt, das sind keine Gegensätze. Traditionelle landwirtschaftliche Arbeitsweisen haben die Kulturlandschaft über Jahrhunderte geprägt, die Artenvielfalt gefördert und einzigartige Lebensräume geschaffen. Unsere politischen Entscheidungen und unser Konsumverhalten haben das in den vergangenen Jahrzehnten verändert. Als Folge ist ein großer Teil unserer Obst- und Gemüsesorten verschwunden und unsere heimischen Arten und Lebensräume sind bedroht. Wie wir unser Essen anbauen, was wir essen und wie wir den heimischen Arten wieder mehr Raum zum Leben geben können, müssen wir als Gesellschaft neu verhandeln. Ein nachhaltiger Umgang mit Landwirtschaft führt zurück auf den ursprünglichen Weg: Eine Landwirtschaft, die Biodiversität fördert.

Wie eng Landwirtschaft und unsere Natur verknüpft sind, erfahren Spaziergehende auf dem 2,2 Kilometer langen Spazierpfad. An fünf Themenstationen erleben Münchner*innen die enge Verbindung von Landwirtschaft und Biodiversität und erfahren, wie sie selbst aktiv werden können. Jede Station bietet spielerische Inhalte, Wissenswertes und Anregungen zum Weiterdenken und Mitgestalten. Der Flower Bauer München ist für Erwachsene und Familien mit Kindern ab 10 Jahren geeignet. Stärkung auf dem Weg gibt es am BeerenCafé an der Savitstraße.

Der Spazierweg Flower Bauer München ist ein Projekt des Referats für Klima- und Umweltschutz und der Stadtgüter München im Rahmen des Flower Power Festivals München.

Das Projekt startete im  Juli 2023, die Blühphase des Blühstreifens war ab ca. Mitte Juli 2023 zu sehen. Nach einem Sommer voller Blüten ist der Blühstreifen nun verblüht – wir freuen uns schon auf das nächste Mal.

So fördert die Landwirtschaft die Biodiversität

Die Stadtgüter München (SgM) als kommunaler Eigenbetrieb der Landeshauptstadt München fördern die Biodiversität in ihrer täglichen landwirtschaftlichen Praxis: Auf ihren Bio-Betrieben verzichten sie auf Pestizide und Kunstdünger, bauen eine abwechslungsreiche Fruchtfolge an, haben einen funktionierenden Nährstoffkreislauf und sind bereit, der Natur Raum auf dem Acker einzuräumen.

Förderprogramm Biodiversität

Wildblumenwiesen, Totholzburgen und Nistplätze sind wichtige Biodiversitätsbausteine. Schaffen Sie Lebensräume vor Ihrer eigenen Tür. Finanzielle Unterstützung erhalten Sie von der Landeshauptstadt München.

Im Überblick: Die Themenstationen entlang des Münchner Flower Bauer-Weges

Update: Warum sieht der Blühstreifen so aus?

Sie sollten eine blühende und summende Blütenpracht sehen, stattdessen sehen sie schütteren Bewuchs und kahle Bodenstellen. Ursache ist der Klimawandel, der unsere Wetterbedingungen verändert.

Die Landwirtschaft ist stark vom Wetter abhängig. Früher bot unser Klima gute Voraussetzungen für sichere Ernten. Mit dem Klimawandel verändern sich auch die Ernteerträge und die Erntebedingungen. Extreme Wetterlagen wie Hitze, Dürre, Starkregen und Hagel sind heute ein Problem, das sich in Zukunft noch verstärken wird. Dazu kommt die Abschwächung von globalen Windströmungen, die bei uns zu einer Stabilisierung von Wetterlagen führt. Tiefdruckgebiete mit Regen und Hochdruckgebiete mit Sonne bleiben so länger bei uns hängen.

Dadurch war das Frühjahr dieses Jahr viel zu lange nass und kalt. Die Wildblumensaat konnte erst spät aufs Feld gebracht werden. Im Anschluss kam eine lange trockene Phase, die die Saat nicht aufgehen und die Pflanzen wachsen ließ. Das Ergebnis sehen Sie vor Ihnen. Auch Kulturen wie Sommergetreide und Kartoffeln sind betroffen. Die Landwirtschaft bringt das immer mehr in Bedrängnis.

Gärtnern schafft Lebensräume und Wertschätzung. Wer selbst Obst, Gemüse und Kräuter anpflanzt, pflegt und erntet, weiß, wie viel Zeit und Arbeit in jeder einzelnen Ernte steckt und geht sorgsamer mit Lebensmitteln um. Davon profitiert auch unsere Umwelt. Zum einen hilft ein sorgsamer Umgang dabei, Lebensmittelverschwendung zu verringern. Das geht auch bei Ihnen zu Hause. Tipps gibt der Flyer mit den 10 goldenen Regeln gegen Lebensmittelverschwendung. Zum anderen bieten Gärten der Tier- und Pflanzenwelt neue Räume. Eine Untersuchung der TU München im Raum Berlin konnte 40 % aller in der Hauptstadt vorkommenden Wildbienenarten sowie 400 Wildpflanzenarten allein in den Gemeinschaftsgärten nachweisen. 

Sie möchten nun selbst Harke und Schaufel in die Hand nehmen und loslegen? In München gibt es einige Wege, selbst zum Kleingärtner oder zur Kleingärtnerin zu werden. In den Krautgärten der SgM zum Beispiel, im Schrebergarten, Gemeinschaftsgarten oder im Hinterhof. Der Verein „Urbane Gärten München“ informiert und vernetzt interessierte (Neu-)Gärtner*innen. Und auch Ihr Balkon, Ihre Küche oder das Fensterbrett können zu kleinen Lichtpunkten der Artenvielfalt werden. 

Informieren und selbst aktiv werden

Auf der Route kommen Spaziergehende auch am Blühstreifen der SgM vorbei. Dieser ist etwas Besonderes: Das verwendete Saatgut stammt hauptsächlich von Wildpflanzen. Warum? Wildpflanzen sind von Region zu Region unterschiedlich. Ohne die regionalen Wildpflanzen sinkt auch die genetische Vielfalt. Sie zu erhalten ist für uns Menschen überlebenswichtig. Zudem sind viele Insekten auf einzelne Wildpflanzen als Futterpflanzen spezialisiert. Sind diese nicht vorhanden, finden sie keinen Raum zum Leben vor.

Wildblumenwiesen sind nicht nur am Rand von Feldern nützlich. Auch im Garten, auf dem Balkon oder anderen Freiflächen tragen sie entscheidend zur Artenvielfalt in der Stadt bei. Pflanzen Sie als Wildblumengärtner*in eigene Wildblumenwiesen oder -streifen an. Unterstützung bekommen Sie von der städtischen Biodiversitätsberatung und weiteren Anbietern. Oder werden Sie Grünpat*in des Straßenbegleitgrüns vor Ihrer Haustür!

Beratung und Information

Damit wir Vielfalt auf dem Teller genießen können, brauchen wir Vielfalt auf Acker, Garten und Balkon. Alte Getreidesorten, aber auch alte Obst- und Gemüsesorten, bieten diese Vielfalt. Wir bauen sie seltener an, weil sie weniger Ertrag bringen. Doch sie haben viele Vorteile:

  • Sie sind robuster und besser gegen Schädlings- und Umweltprobleme gewappnet.
  • Sie enthalten häufig mehr Nährstoffe, da sie weniger auf Ertrag und schnelles Wachstum optimiert sind.
  • Sie sind bekömmlicher. Der Teig für Brot aus alten Getreidesorten muss länger gehen und baut dabei mehr blähende Stoffe ab.
  • Sie werden oft mit größerem Reihenabstand angebaut und bieten so Platz für heimische Tiere und Pflanzen.
  • Streuobstwiesen mit alten Obstsorten beispielweise sind wahre Schatzkammern der heimischen Artenvielfalt.


Sie können mithelfen alte Sorten zu erhalten:
Wählen Sie beim Bäcker Brotsorten mit Emmer und Urkorn und greifen Sie zu bei Apfelsaft von Streuobstwiesen. Im Garten und auf dem Balkon könne Sie alte, samenfeste Gemüsesorten anpflanzen. Und sollten Sie einen Obstbaum pflanzen wollen: Wählen Sie eine Baumschule mit alten Obstbaumsorten und lassen Sie sich beraten.

Weiterführende Informationen

Wussten Sie, dass die Stadtgüter München Bayerns größter Bio-Bauer sind? Bereits seit etwa 30 Jahren engagieren sie sich für die bio-regionale Landwirtschaft. Und sie teilen ihr Wissen und ihre Begeisterung für die Landwirtschaft auf dem Gut Riem. Der Blick in den MitmachStall und weitere spannende Umweltmodule laden hier zum Kennenlernen ein.

Die Produkte der Betriebe im „Münchner Grüngürtel“ tragen jeden Tag zu unserer regionalen Ernährung bei. Seit 1989 unterstützt die Stadt München die dortige Landwirtschaft im Rahmen des gleichnamigen Projekts „Münchner Grüngürtel“. Schauen Sie bei ihnen vorbei und entdecken Sie echte Münchner Originale!

Und die Münchner Landwirtschaft leistet noch viel mehr: Die großen, zusammenhängenden Äcker und Wiesen nehmen bei Starkregenereignissen große Mengen Wasser auf und schützen die Stadt vor Überschwemmung. Anschließend verdunstet das Wasser und es entsteht kalte Luft, die die Stadt an heißen Tagen kühlt. Damit sind sie wichtig für das Abpuffern der Folgen des Klimawandels. Informieren Sie sich im Link zum Münchner Klima und den Maßnahmen der Stadt München zur Klimaanpassung.

Nicht zuletzt bietet die stadtnahe Landwirtschaft ein einzigartiges Naherholungserlebnis und verbindet die städtischen Bezirke mit dem Umland.

Weitere Informationen und Tipps

Wiesen und Rasenflächen haben unterschiedliche Aufgaben. Rasenflächen sorgen an Orten mit viel Bebauung für Erholungsinseln. Das meist dunkelgrüne Gras wird dicht und kurz gehalten. Kräuter oder Blumen sind selten.

Wiesen mit ihrem büscheligen und dunkelgrünen Gras werden für die Tierfutter- bzw. Heuerzeugung genutzt. Deshalb sind die oft direkt an Äcker und Straßen angebunden. Wiesen, die nur ein- oder zweimal pro Jahr gemäht werden, sind einer unserer artenreichsten heimischen Lebensräume. Sie entstanden aus traditionellen landwirtschaftlichen Nutzungen und sind heute stark gefährdet. Hier leben viele Tier- und Pflanzenarten, zum Beispiel bodenbrütende Vögel wie der Kiebitz. Werden sie beim Brüten zwischen Mitte März bis Mitte August durch Menschen und Hunde gestört, kann es sein, dass die Jungen nicht überleben.

Sie können selbst aktiv werden und den einzigartigen Lebensraum „Wiese“ schützen: Der Landesbund für Vogel- und Naturschutz e.V. (LBV) sucht jedes Jahr freiwillige Helfer.

Mitmachen

Flower Power Festival München

Vom 3. Februar bis zum 7. Oktober 2023 veranstalteten die Kunsthalle München, das BIOTOPIA Naturkundemuseum Bayern, der Botanische Garten München-Nymphenburg und der Gasteig München ein partizipatives Festival zum Thema Natur, Kultur und Blüte.